SE 6861 / 12mod
ist ein Kurzwellen - Funkgerät der Bundeswehr. Es wurde
1972 bis 1978 durch AEG und Telefunken für das Heer entwickelt; deshalb sieht man Geräte sowohl mit der Beschriftung "AEG"
als auch mit "Telefunken".
Der Ersteinsatz war bei der Holländischen Armee, dann bei der Iranischen Armee. Der letzte Einsatz durch die Bundeswehr war
in Albanien. Mir ist jedoch nicht bekannt, wo es sonst noch überall verwendet wurde.
Es ist relativ unbekannt, daß die letzten 200 Exemplare von Telemit gebaut wurden.
Die Frequenz wird durch 6 mechanische Frequenzwahlschalter eingestellt- also kann ein Frequenzwechsel auch bei
ausgeschaltetem Gerät vorgenommen werden. Die Wahlschalter können sowohl aufsteigend als auch absteigend
betätigt werden. (Im Gegensatz zum z.B. PRC-104, der nur eine aufsteigende Frequenzwahl erlaubt).
Auch Lautstärke und Memorykanäle werden mit der gleichen Art von Wahlschaltern bedient.
Der Antennensockel ist für kurze und lange Stabantennen und Langdrahtantennen vorgesehen; der BNC- Anschluß
mit 50 Ohm dient dem Anschluß einer Breitband- oder Steilstrahlantenne.
Die automatische Antennenabstimmung überprüft beim Einschalten und bei jedem Drücken der PTT die Anpassung- (also bei Bedienung des
Handhörers, des Kopfgeschirrs oder der Morsetaste). Nach Frequenzwechsel soll also kurz die PTT gedrückt werden,
um eine optimale Anpassung zu erreichen.
Bei Morsebetrieb wird der Sender bei der ersten Betätigung der Taste eingeschaltet; nach dem letzten Signal und einer
Verzögerung von 0.7 Sek. wird auf Empfang geschaltet.
Bei schwacher Batterie schaltet sich das Gerät automatisch aus, ebenso beim Versuch, unter 1.5 MHz oder auf
einem nicht programmierten Memorykanal zu senden.
Es wird "das 1. militärische Gerät auf der Welt mit HF- Speechprozessor" genannt-
Dem ist jedoch nicht so.
DC8KH stellt diese falsche Behauptung klar und schreibt zur Entwicklung des Speech Prozessors:
Als erstes militärisches Funkgerät verwendete das TR28 des südafrikaischen Herstellers S.M.D. im Jahre 1965 (!) dieses Prinzip.
(nachzulesen in den Ausgaben 93 & 94 von Radiobygones (Februar/März & April/Mai ).
Dieses Gerät wurde von David Larsen (ZS5DN/ZS6DN) und Horace Dainty auf Grundlage des RT 14 entwickelt, wobei Don Stoner (W6TNS) die Endstufentransistoren zur Verfügung stellte.
Dieses Gerät war auch weltweit das erste SSB- (USB & LSB) Mapack-Funkgerät. Es wurde im Jahr 1966 in der rhodesischen Armee eingeführt und erlangte seine Bekanntheit in den Kolonialkriegen in Angola und Mozambique, wo es von der portugiesischen Armee eingesetz wurde.
Interessant ist auch, daß man dort versuchte, das sehr bewährte Gerät durch eigene entwickelte Geräte (das 20TPL und 30STPL) zu ersetzten, aber kläglich scheiterte. Das TR28 war seiner Zeit weit voraus und kann auch heute noch als sehr ausgereiftes und zuverlässiges Gerät angesehen werden.
Nach teilweiser Übernahme von S.M.D durch Racal (Racal-SMD, später Racal South Africa PTY.) wurde auf Grundlage dieses Gerätetypes das Racal TRA 906 entwickelt (was aber keinen Spechprocessor verwendete, da man bei Racal in Großbritannien nicht von der Wirkungsweise überzeugt war und Störaussendungen befürchtete).
Interessante Information hierzu sind nachzulesen im Artikel "Racal in Africa - A Tribute to Horace Dainty MBE" in Radiobygones Ausgabe 106, April/Mai 2007.
Später wurde das TR28B2 von Grinaker weiter gebaut.
Man hört viele Gerüchte:
Im Internet sieht man Bilder in sandtarn mit arabischen Schriftzeichen. Es wird gesagt, dieses Gerät
sei bei "Desert Storm" erbeutet worden.
Manche Quellen sagen, nach der Entwicklung sei die gesamte Fertigungsstraße nach Saudi- Arabien
verkauft worden.
Andere Quellen sagen, einige für die Saudis entwickelte Geräte seien auch dorthin gelangt, der Großteil
sei aber beschlagnahmt worden und sei noch in Deutschland.
Wieder eine andere Quelle stellt fest, die sandfarbenen Geräte seien beim Iranisch- Irakischen Krieg
an den Irak geliefert worden.
Auf jeden Fall steht fest:
Der SE 6861 wurde als reiner Empfänger (also ohne die entsprechenden Kassetten für den Sender) zusammen
mit dem AFSK 112 M Empfangs-RTTY-Modem an den Irak geliefert vor über 15 Jahren.
Das sind die sandfarbenen Geräte mit arabischer Beschriftung.
|
Export in den Irak (Klicke Bild zum Vergrößern)
Siehe auch Bildergalerie |
Es gab eine reine Empfängerentwicklung unter der Bezeichnung E 6862-02 mit leicht abgewandelter
Frontplatte. Die Lieferung nach Nahost bestand aber aus bereits fertiggestellten SE-Geräten,
die man vor der Auslieferung ihrer Senderbausteine "beraubt" hatte. Und offenbar wurden keine
anderen Typenschilder an den Geräten angebracht, denn die Bezeichnung der, im NET
aufgetauchten, Geräte ist ja für die Empfänger-Version
nun mal nicht ganz korrekt.
Und noch eine interessante Geschichte:
1979 führte der damals 34jährige Messner eine Karakorum- Expedition durch. Ziel war die Ersteigung
des 8611 Meter hohen K2. Dazu stellte die Firma AEG drei SE 6861 zur Verfügung, zusammen mit Solarpanels
zur Batterieladung. Der damalige Wert dieser drei Geräte war 100.000 DM !
Ulrich L. Rohde, N1UL/DJ2LR, teilt zur Entwicklung mit:
diese beiden Geräte (AEG 6861 und SP-20) wurden von meiner Truppe bei AEG Telefunken in Ulm um 1970 entwickelt,
und das Manpack , besonders nach einer einfachen Änderung der HF Eingangsstufe kann beim IP2 von 20dBm um ca 20
dB auf 42 dBm verbessert werden ( das war die Haupsache der Störungen an einer grösseren Antenne, sinnvolle
Änderung ! ) und beim IP3 10 dB auf 10 dBm von 0 dBm verbessert werden, und es gehört dann auch heute noch
zu den Besten der Welt ohne HF Modems. Die wesentlichen Beiträge wurden von Klaus Eichel (DL6SES), Herrn
Peter Suelzer, (DJ9FJ) und mir geleistet. Das Konzept erstand beim Skifahren in Madesimo , Italien , nachdem
wir total eingeschneit wurden. Das mag für die Leser vielleicht interessant sein. Eine Denkpause ist immer gut.
|
Mit freundlicher Erlaubnis von Ulrich L. Rohde DJ2LR ( N1UL ):
Ein Bild der 3 AEG Manpack "Erfinder", 40 Jahre später (2012):
Klaus Eichel DJ6SES, Peter Suelzer DJ9FJ, Ulrich L. Rohde DJ2LR. (von links nach rechts) |
Belegung des Handsets:
A: NF 600 Ohm (2.Pol: G)
B: NF Ausgang (2.Pol: G)
C: Mike (2.Pol: F)
D: PTT (2.Pol: G)
E: nicht belegt
F: Mike (2.Pol: C)
G: Ground G
wichtig: Der Mikrofonausgang ist symmetrisch, also nie mit Masse verbunden; es wird eine
dynamische Mikrofonkapsel verwendet.
- Frequenzbereich:
- 1.5 ... 30 MHz
Technische Daten:
- Modulation:
- A1A; J3E (USB, LSB); F1B (AFSK) mit externem Modem
- Leistung:
- 2W, 20W
- Speicher:
- 4 Kanäle
- Frequenzeinstellung:
- Beleuchtbare Dekadenschalter
- Frequenzschritte:
- 100 Hz
- BFO für A1A:
- 1000 Hz
- Empfängerempfindlichkeit:
- 12 dB bei 1 µV für J3E
- 18 dB bei 1 µV für A1A
- Antennenabstimmung:
- Vollautomatisch, prozessorgesteuert, max. Abstimmzeit 5 Sek.
- Antennen:
- Stabantenne 3,3 m lang
- Langdrahtantenne LA 6861; Steilstrahlantenne A 6864
- Gebaut von:
- AEG- Telefunken ab 1983
- Stromversorgung:
- Interne NC Batterie BT 6861/11: 30V, 1.8 Ah, aufladbar
- Interne NC Batterie BT 6861/21: 30V, 4 Ah, aufladbar
- Interne Lithium Batterie BT 6861/31: 39.2V, 10 A, nicht aufladbar
- Extern mind. 24 ... 38 V
- Mit Mounting FH 6865/24: 24 V ( 19 .. 36V )
- Verpolungssichere Stromversorgung
- Batterielader:
- LG 6874/1 oder LG 6864/11
- Handlader KG 6864/1
- Solargenerator
- Maße und Gewicht:
- Ohne Batteriebecher: 285 x 81 x 187 mm;
- Mit Batteriebecher: 285 x 81 x 300 mm; 8.5 kg
- Sonstiges:
- 2 Std lang in 1 m Wassertiefe wasserdicht
|